Warum blogge ich eigentlich?

Vor  einiger Zeit waren wir bei Bekannten eingeladen, alles Leute in fortgeschrittenem Alter zwischen 50 und 60. Wir kamen auf die Vor- und Nachteile des Internets zu sprechen und ich erzählte, dass ich mich für das Bloggen begeistere, wofür ich entgeisterte Blicke einheimste.

„Wozu machst Du das denn?“, „Das sind doch alles Narzissten, die eine Plattform für ihre Selbstdarstellung suchen!“, „Ist doch traurig, dass die Leute heutzutage keine Freunde mehr haben und sich stattdessen mit Wildfremden austauschen“. Eine heftige Diskussion über Sinn und Unsinn der sozialen Netzwerke und ihrer negativen Auswirkungen  auf menschliche Beziehungen brach aus.

Später, als ich mit meiner guten Bekannten allein war, zeigte ich ihr meinen Blog. Allerdings nicht TrinasWelt, sondern meinen englischen Blog (http://northgermanyblog.wordpress.com/ ) und versuchte ihr zu erklären, warum dieser Blog wichtig für mich ist.  Doch auch dies konnte ihre Meinung über das Bloggen nicht ändern.  Ihre Frage blieb: „und was hast Du nun davon?“

Zeit also für eine kleine persönliche Standortbestimmung: Warum blogge ich eigentlich?

Ganz ehrlich? Ich tue es für mich selbst! Ich schreibe gern und Schreiben hilft mir, meine Gedanken zu sortieren und auf den Punkt zu bringen. Bloggen ermöglicht mir aber auch, etwas zu gestalten, es ist meine Form des Selbstausdrucks. Meine Fußspur in dieser Welt.

TrinasWelt begann als Abnehmtagebuch. Ich wollte mich, indem ich öffentlich darüber schreibe, dem Ziel, 20 kg abzunehmen, verpflichten. Daraus wurde ziemlich schnell eine Auseinandersetzung mit meinem Essverhalten und den Gründen des Übergewichts. Irgendwann war das Thema abgeschlossen, ich lebe mit meinen Pfunden und schreibe nun über die Themen, die mich grade beschäftigen.

Mein Blog über Norddeutschland begann ebenfalls als eine Art „Selbsttherapie“. Ich bin nie so richtig warm geworden mit dem Ort, an dem ich lebe, und finde zumindest diesen Teil Norddeutschlands etwas trist. Ich wollte immer die Welt sehen, viel reisen, vielleicht sogar auswandern. Überall erschien es mir schöner als zuhause. Mit dem Norddeutschlandblog wollte ich mich selbst motivieren, die Augen aufzumachen und die liebenswerten und interessanten Dinge in dem Teil der Welt, in dem ich groß geworden bin und heute lebe, bewusst wahrzunehmen. Auch dieser Blog erfüllt mittlerweile mehrere Zwecke, aber seit ich ihn habe, bin ich achtsamer geworden, erkunde meine Umgebung und entdecke tatsächlich viele schöne und lang vergessene Dinge. Ich vermisse die Großstadt nun deutlich weniger. Die Selbsttherapie wirkt.

Meine Söhne weisen mich oft darauf hin, dass ich dazu neige, zu dozieren. Und sie haben Recht. Wenn mich etwas interessiert, wenn ich mich in ein Thema verbissen habe, dann spreche ich leidenschaftlich gern darüber und nerve andere mit meinen Vorträgen. Hier, auf meinen Blogseiten, kann ich mich über „meine Themen“ auslassen, ohne die Beziehungen zu meinen liebsten Menschen zu gefährden. Ich kann meine Sicht der Dinge kundtun, kann  Fremdenführer sein und kundtun, wie ich die Welt erlebe. Meine Blogs ermöglichen mir, die „Lehrerin“ in mir zu leben.

Wo nun ist der Unterschied zwischen einem Blog und einem Tagebuch?

Meinen Blog schreibe ich mit dem Wissen, dass andere mitlesen. Vielleicht nur ein Mensch, vielleicht mehrere und über jeden Leser freue ich mich. Ich möchte den Menschen, die mitlesen oder gucken etwas geben, meine Gedanken mit ihnen teilen, zeigen, wie ich mit den Dingen umgehe (also wieder die „innere Lehrerin“) und deshalb versuche ich, sachlich und strukturiert zu schreiben. Ich schreibe dann nicht nur für mich, sondern auch für andere. In meinem Tagebuch leiste ich oftmals die Vorarbeit für den Blog. Da werden die Gedanken und Gefühle unzensiert und manchmal auch ohne Sinn und Verstand, impulsiv und hoch emotional einfach hingeschrieben. Hier im Blog findet man die Ergebnisse meines „Verarbeitungsprozesses“. Wenn etwas hier erscheint, dann habe ich es für mich innerlich bereits auf die „Reihe gekriegt“. Im Blog fasse ich es dann zusammen,  um es anschließend los zu lassen.

Ach ja, und letzte Woche habe ich noch einen Blog begonnen. Bei einem meiner Radtouren bin ich mit einem alten Mann ins Gespräch gekommen.  Er schreibt ellenlange Gedichte auf Plattdeutsch. Es fasziniert mich, wie dieser fast 90-jährige Mann seine Umgebung beobachtet und seine Beobachtungen in Reimgeschichten zusammen fasst und deshalb habe ich es übernommen, seine Geschichten ins Netz zu stellen. Ich finde, sie verdienen es, gelesen zu werden ( https://plattdeutschegeschichten.wordpress.com/ ).

21 Kommentare zu „Warum blogge ich eigentlich?

  1. Hallo,

    ich stimme den anderen Mitleserinnen zu: lass dich nicht beirren und blogge weiter.
    Auch wenn du in erster Linie für dich selbst bloggst, so stossen deine Gedankengänge doch auch immer wieder mal Gedankenspiele und Reflektionen bei deinen Leser(inne)n an (ich denk mal, damit stehe ich nicht allein) – danke dafür.
    Und was die beschriebene Diskussion betrifft, so fällt mir da spontan ein Zitat von Alexander von Humboldt ein: „Am Schlimmsten ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.“

  2. Leider nicht. Aber vielleicht werde ich mich da mal anmelden. Ich gucke mir furchtbar gern Fotos an 🙂

  3. Bist du bei Facebook? Dort bin ich auch unter Clara Himmelhoch zu finden. – Ich habe ein ganz spaßiges Bild von dem Hund meines Sohnes geteilt.

  4. Das ist ein Labrador, mein Neffe hat ihn über Bekannte bekommen, er hat keinen Stammbaum. Aber er ist wirklich eine Seele von Hund und wird von meinen Großneffen (6 ) sehr geliebt. Ich habe selbst einen Terriermix, so eine richtige kleine Hexe, die den armen Pluto immer ziemlich malträtiert, wenn er zu Besuch ist, aber er trägt es mit Gelassenheit 🙂

  5. Der ist so knuffig. Und was ist er für eine Rasse oder wessen Geschlecht? Nicht männlich oder weiblich meine ich, denn Pluto deutet auf einen Hundemann.

  6. Der schwarze Hund heißt Pluto, ist auf dem Bild 9 Monate alt und mittlerweile schon fast 2 Jahre alt Ein ganz lieber, immer noch ein bisschen tapsiger Hund.

  7. Ich denke, dass jeder Mensch den Wunsch nach Anerkennung seiner „Werke“ hat. Der Koch freut sich, wenn anderen das Essen schmeckt, der Maler möchte seine Bilder zeigen und wir wünschen uns, dass unsere Blogs ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen. Ich freue mich, dass es diese Möglichkeit gibt, besonders, da es mit meinen Mal- und Fotografierkünsten nicht so weit her ist 🙂

  8. Erst einmal – du hast einen traumhaft süßen Hunde-Header, der ist so knuffig, der Hund und der Header auch!
    Du schreibst: „Meine Blogs ermöglichen mir, die „Lehrerin“ in mir zu leben“ da musste ich selbsterkennend schmunzeln. – Dass ich es nur für mich mache – diese „geistige Reife“ habe ich leider noch nicht erreicht, ich mache es in gewisser Weise schon für meine LeserInnen und für mich. Die vom Textblog ausgedruckten Bücher werden später, wenn ich nicht mehr bloggen kann, hoffentlich gutes Erinnerungsmaterial liefern, wenn ich sie mit tattrigen Händen halte und denke: Ach ja, das war ja damals so und so.
    Andere von der Schönheit des Bloggens zu überzeugen wollen, habe ich lange aufgegeben. Auch die Bloganzahl habe ich reduziert – der dritte existiert nur noch aus Jux und Dollerei, doch bei Foto- und Textblog will ich bleiben, bis mich die Lust verlässt.
    Weiter so!!!!!!!!

  9. Eine gesunde Portion Narzissmus schadet ohnehin überhaupt nicht, findest Du nicht?

    Viele liebe Grüße zurück

  10. Unglaublich! Keine Ahnung haben, aber feste negativ denken, das ist mir schon das Liebste.
    Wobei ich auch sagen muss dass nur ganz wenige Menschen in meinem realen Leben von meinen Blogs wissen, solche denen ich rückhaltslos vertraue. MIt anderen rede ich nicht über das Thema.

    Gut dass du dich nicht verunsichern lässt.

    Liebe Grüße von einer Narzisstin gg

  11. Ja, das Bloggen tut mir gut, eben so das Lesen und Angucken all der tollen anderen Blogs. Ich bleibe also dabei, auch wenn manchmal die Zeit ein bisschen knapp ist den Blog so zu pflegen, wie ich es möchte.
    Liebe Grüße
    Trina

  12. Danke, liebe Frau Tonari, ich freue mich, dass Du mit liest. Und Du hast noch einen ganz wichtigen Aspekt erwähnt, den ich in meinem Text vergessen hatte: die Kommentare der Leser und die Möglichkeit, die Lebenswelten anderer Menschen zu teilen. Ich habe schon so viele tolle, interessante, kreative, freundliche, heitere, anregende und bereichernde Blogs hier gefunden, und ich lese und gucke sehr, sehr gern bei anderen rein.

  13. Tage, an denen ich nicht zum Bloggen komme, gíbt es leider viel zu viele. Dann bin ich abends zu kaputt, um noch klare Gedanken zu fassen. Aber ich finde Bloggen sehr bereichernd und es schärft den Blick, denn ich achte viel mehr auf das, was um mich herum geschieht, seit ich blogge.
    Warum sollten wir uns den Spaß verderben lassen?
    Liebe Grüße, Trina

  14. Danke Kerstin, ich mache bestimmt weiter. Es macht mir nämlich Spaß!
    Liebe Grüße, Trina 🙂

  15. Das wäre ja eine hochspannende Diskussion für mich gewesen, die Du da mit Deinen Bekannten geführt hast. *lach* Ich finde gut, dass Du Dich von Deinem Umfeld nicht beirren lässt und Deine Blogs schreibst – so lange es Dir gut tut.
    Liebe Grüsse
    Charlotte

  16. Ich rede im Freundes- und Bekanntenkreis kaum noch über mein Bloggen.
    Die Kommentare „Mein Leben ist nicht so interessant für andere…“ erspare ich mir lieber.
    Schade finde ich allerdings, dass ich nach längeren Reisen feststelle, dass nur die „virtuellen“ Freunde mitgelesen haben. Die aus dem real Life warten auf die Bilder aus erster Hand.
    Komisch, ich wäre da zeitnah neugieriger.
    Das Bloggen auch eine Bereicherung ist, dass man neue Einblicke bekommt, dass die Aufmerksamkeit geschulter wird, entgeht leider einigen.
    Insofern bleibe ich gerne lesender Gast bei dir…

  17. Ja, ja, diese abfälligen Kommentare kenne ich auch nur allzu gut… Es kommt auch häufig vor, daß die lieben Mitmenschen gar nicht wissen, was Bloggen eigentlich ist – „Du machst was??? – Ach, Schreiben im Internet! – Ist das nicht gefährlich?“ :mrgreen:
    Mittlerweile habe ich vier Blogs, an manchen Tagen auch mal so gar keine Lust, dann aber packt es mich wieder mit Haut und Haaren, und ich weiß in solchen Zeiten dann gar nicht, wo ich zuerst mit Bloggen anfangen soll. 😉
    Let’s blog! 😀

  18. Lass Dich bloß nicht verunsichern. Bloggen ist gut für die Seele. Manchmal besser, als der Vorsatz, 20kg abzunehmen. Ich erlebe es auch oft, dass Bekannte/Leute, mit Blogs nichts anfangen können. Daher wissen die wenigsten meiner Freunde auch, dass ich blogge. Hat vielleicht was mit der Generation zu tun, dass die meisten glauben, dies sei ein Privileg der jüngeren Generation. Wie gesagt, lass Dich bloß nicht verunsichern und bleib dabei. Liebe Grüße, Kerstin

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s