Listen

Ich liebe Listen. Ich führe sie  zu jeder Jahreszeit und bei jeder Gelegenheit.

Ich erstelle Einkaufslisten, die ich fast immer auf dem Küchentisch vergesse.  Ich führe eine Liste, auf der ich vermerke, was ich auf keinen Fall vergessen darf und vor dem Urlaub schreibe ich Listen, was ich mitnehmen will.

Am Anfang eines jeden Jahres erstelle ich eine Liste, was ich im neuen Jahr tun will, welche Orte ich sehen will, was ich unternehmen oder ausprobieren möchte und welche Ziele ich erreichen möchte. Ich habe wirklich für alles eine Liste: 20 Dinge, wie ich Schritt für Schritt fitter und beweglicher werden kann. 15 Ideen, wie ich mich gesünder ernähren kann, 10 Verbesserungen, wie ich meinen Haushalt endlich in den Griff kriege, und 8 Ausflüge, die ich mit meiner Enkelin machen will.

Wenn ich ein Problem habe, gehe ich an den Rechner und schreibe auf, was ich tun kann, um das Problem zu lösen. Natürlich in Form einer Liste.

Warum tue ich das?

Ich glaube,  Listen geben mir das Gefühl, mein Leben unter Kontrolle zu haben. Zu wissen, wo es lang geht. Sie nehmen mir die Angst, etwas Wichtiges zu vergessen und geben mir das Gefühl, mein Leben aktiv zu gestalten.  Listen zu schreiben, ist ein Teil Psychohygiene für mich. Mit Listen gebe ich mir eine Richtung vor. Sie ersetzen mir das Tagebuch. Mit jeder Liste kriege ich meinen Kopf ein wenig freier.

Listen sind meine liebste Macke. Aufschreiben, was mir einfällt und loslassen. Wenn eine Liste erst mal geschrieben ist, ergeht es ihr meist wie der Einkaufsliste auf dem Küchentisch. Sie ist auf meinem Rechner gespeichert und wird meist erst nach Monaten wieder gefunden. Dann staune ich über meine vielen guten Ideen. Die Geschenkelisten sind meist abgearbeitet, und das eine oder andere kann ich auch von den anderen Listen streichen, aber es bleibt wie immer genug übrig, wieder neue Listen zu erstellen.

 

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Warum blogge ich eigentlich?

Vor  einiger Zeit waren wir bei Bekannten eingeladen, alles Leute in fortgeschrittenem Alter zwischen 50 und 60. Wir kamen auf die Vor- und Nachteile des Internets zu sprechen und ich erzählte, dass ich mich für das Bloggen begeistere, wofür ich entgeisterte Blicke einheimste.

„Wozu machst Du das denn?“, „Das sind doch alles Narzissten, die eine Plattform für ihre Selbstdarstellung suchen!“, „Ist doch traurig, dass die Leute heutzutage keine Freunde mehr haben und sich stattdessen mit Wildfremden austauschen“. Eine heftige Diskussion über Sinn und Unsinn der sozialen Netzwerke und ihrer negativen Auswirkungen  auf menschliche Beziehungen brach aus.

Später, als ich mit meiner guten Bekannten allein war, zeigte ich ihr meinen Blog. Allerdings nicht TrinasWelt, sondern meinen englischen Blog (http://northgermanyblog.wordpress.com/ ) und versuchte ihr zu erklären, warum dieser Blog wichtig für mich ist.  Doch auch dies konnte ihre Meinung über das Bloggen nicht ändern.  Ihre Frage blieb: „und was hast Du nun davon?“

Zeit also für eine kleine persönliche Standortbestimmung: Warum blogge ich eigentlich?

Ganz ehrlich? Ich tue es für mich selbst! Ich schreibe gern und Schreiben hilft mir, meine Gedanken zu sortieren und auf den Punkt zu bringen. Bloggen ermöglicht mir aber auch, etwas zu gestalten, es ist meine Form des Selbstausdrucks. Meine Fußspur in dieser Welt.

TrinasWelt begann als Abnehmtagebuch. Ich wollte mich, indem ich öffentlich darüber schreibe, dem Ziel, 20 kg abzunehmen, verpflichten. Daraus wurde ziemlich schnell eine Auseinandersetzung mit meinem Essverhalten und den Gründen des Übergewichts. Irgendwann war das Thema abgeschlossen, ich lebe mit meinen Pfunden und schreibe nun über die Themen, die mich grade beschäftigen.

Mein Blog über Norddeutschland begann ebenfalls als eine Art „Selbsttherapie“. Ich bin nie so richtig warm geworden mit dem Ort, an dem ich lebe, und finde zumindest diesen Teil Norddeutschlands etwas trist. Ich wollte immer die Welt sehen, viel reisen, vielleicht sogar auswandern. Überall erschien es mir schöner als zuhause. Mit dem Norddeutschlandblog wollte ich mich selbst motivieren, die Augen aufzumachen und die liebenswerten und interessanten Dinge in dem Teil der Welt, in dem ich groß geworden bin und heute lebe, bewusst wahrzunehmen. Auch dieser Blog erfüllt mittlerweile mehrere Zwecke, aber seit ich ihn habe, bin ich achtsamer geworden, erkunde meine Umgebung und entdecke tatsächlich viele schöne und lang vergessene Dinge. Ich vermisse die Großstadt nun deutlich weniger. Die Selbsttherapie wirkt.

Meine Söhne weisen mich oft darauf hin, dass ich dazu neige, zu dozieren. Und sie haben Recht. Wenn mich etwas interessiert, wenn ich mich in ein Thema verbissen habe, dann spreche ich leidenschaftlich gern darüber und nerve andere mit meinen Vorträgen. Hier, auf meinen Blogseiten, kann ich mich über „meine Themen“ auslassen, ohne die Beziehungen zu meinen liebsten Menschen zu gefährden. Ich kann meine Sicht der Dinge kundtun, kann  Fremdenführer sein und kundtun, wie ich die Welt erlebe. Meine Blogs ermöglichen mir, die „Lehrerin“ in mir zu leben.

Wo nun ist der Unterschied zwischen einem Blog und einem Tagebuch?

Meinen Blog schreibe ich mit dem Wissen, dass andere mitlesen. Vielleicht nur ein Mensch, vielleicht mehrere und über jeden Leser freue ich mich. Ich möchte den Menschen, die mitlesen oder gucken etwas geben, meine Gedanken mit ihnen teilen, zeigen, wie ich mit den Dingen umgehe (also wieder die „innere Lehrerin“) und deshalb versuche ich, sachlich und strukturiert zu schreiben. Ich schreibe dann nicht nur für mich, sondern auch für andere. In meinem Tagebuch leiste ich oftmals die Vorarbeit für den Blog. Da werden die Gedanken und Gefühle unzensiert und manchmal auch ohne Sinn und Verstand, impulsiv und hoch emotional einfach hingeschrieben. Hier im Blog findet man die Ergebnisse meines „Verarbeitungsprozesses“. Wenn etwas hier erscheint, dann habe ich es für mich innerlich bereits auf die „Reihe gekriegt“. Im Blog fasse ich es dann zusammen,  um es anschließend los zu lassen.

Ach ja, und letzte Woche habe ich noch einen Blog begonnen. Bei einem meiner Radtouren bin ich mit einem alten Mann ins Gespräch gekommen.  Er schreibt ellenlange Gedichte auf Plattdeutsch. Es fasziniert mich, wie dieser fast 90-jährige Mann seine Umgebung beobachtet und seine Beobachtungen in Reimgeschichten zusammen fasst und deshalb habe ich es übernommen, seine Geschichten ins Netz zu stellen. Ich finde, sie verdienen es, gelesen zu werden ( https://plattdeutschegeschichten.wordpress.com/ ).