C für Camping, Café und Couchpotatoe

Eigentlich finde ich Camping doof. Na ja, das ist vielleicht ein bisschen krass ausgedrückt, aber ich träume eher von Städtereisen: ein kleines Hotel mitten in Lissabon, Barcelona, Madrid, Paris, London, Prag, Istanbul, Riga, Moskau oder Hongkong, im Frühling oder Frühherbst, morgens im Café einen Kaffee trinken, Leute beobachten und dann rein ins Stadtleben. Durch die Straßen bummeln, natürlich auch die Hauptstationen des Reiseführers abarbeiten, aber vor allem mich einfach treiben lassen, bummeln, gucken, staunen, dort sein, wo auch die Menschen leben. Vielleicht  auch ein bisschen shoppen,  Märkte besuchen und kleine Parks entdecken und abends irgendwo schön essen.

Leider lässt unser Geldbeutel das nicht so zu, wie ich es mir wünsche.

Also hat mein Partner uns ein Wohnmobil gebaut und nun sind wir am Wochenende häufig im Umkreis von 200 km unterwegs. Zum Glück gibt es in vielen Städten auch nahe den Innenstädten Plätze für Wohnmobile, sodass man dann abends tatsächlich noch ein bisschen bummeln gehen kann, statt auf einem Campingplatz in der Pampa zu hocken. Ja, und im heißesten Teil des Sommers ist es natürlich wunderschön, am Meer campen zu können. Dann kann ich ganz gut auf heißen Asphalt verzichten. So lerne ich zwar nicht die ganze Welt kennen, aber wenigstens kann ich von mir sagen, dass ich mit dem nördlichen Teil der Republik gut vertraut bin. Letztes Jahr hatten wir einen Platz mit Blick aufs Schweriner Schloss, gleich neben dem Schlosspark:

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Für meinen Partner war es immer schon ein Traum, ein Wohnmobil zu besitzen. Ich hab’s früher mal probiert und festgestellt, es ist nicht meins. Die Hausarbeit nervt wie zu Hause: einkaufen, kochen, abwaschen, Betten machen usw., aber auf engstem Raum und deshalb viel umständlicher. Alles muss immer ordentlich verpackt sein, damit es beim Fahren nicht rumfliegt oder man im Chaos lebt. Vielleicht lag es auch daran, dass wir damals mit drei Kindern unterwegs waren. Aber ich habe meine Lehren daraus gezogen, und deshalb gibt es bei uns Käse, Baguette, Tomaten und Rotwein oder Fladenbrot und Hummus  oder kaltes Huhn mit Kartoffelsalat aus dem Supermarkt und dazu Pappteller, die danach entsorgt werden können. Gläser sind recycelte Eisbecher, ihr wisst schon, die von den edlen Eissorten aus dem Discounter.

Frühstück gibt es in einem Café. Ein Milchkaffee und ein belegtes Brötchen beim Bäcker oder im Café gehört auch sonst zu unseren Samstagsritualen, aber unterwegs ist es doppelt so schön.

Ihr merkt, ich bin gern faul in meiner freien Zeit. Ein Couchpotatoe bin ich zwar nicht, ich gucke abends nur wenig Fernsehen, aber wenn mein Mann, so wie jetzt grade, mal ein paar Tage nicht da ist, dann besetze ich das Sofa und den Fernseher und gucke all die Frauenfilme, die er blöd findet und die mich zum Lachen oder Heulen bringen.

 

Warum blogge ich eigentlich?

Vor  einiger Zeit waren wir bei Bekannten eingeladen, alles Leute in fortgeschrittenem Alter zwischen 50 und 60. Wir kamen auf die Vor- und Nachteile des Internets zu sprechen und ich erzählte, dass ich mich für das Bloggen begeistere, wofür ich entgeisterte Blicke einheimste.

„Wozu machst Du das denn?“, „Das sind doch alles Narzissten, die eine Plattform für ihre Selbstdarstellung suchen!“, „Ist doch traurig, dass die Leute heutzutage keine Freunde mehr haben und sich stattdessen mit Wildfremden austauschen“. Eine heftige Diskussion über Sinn und Unsinn der sozialen Netzwerke und ihrer negativen Auswirkungen  auf menschliche Beziehungen brach aus.

Später, als ich mit meiner guten Bekannten allein war, zeigte ich ihr meinen Blog. Allerdings nicht TrinasWelt, sondern meinen englischen Blog (http://northgermanyblog.wordpress.com/ ) und versuchte ihr zu erklären, warum dieser Blog wichtig für mich ist.  Doch auch dies konnte ihre Meinung über das Bloggen nicht ändern.  Ihre Frage blieb: „und was hast Du nun davon?“

Zeit also für eine kleine persönliche Standortbestimmung: Warum blogge ich eigentlich?

Ganz ehrlich? Ich tue es für mich selbst! Ich schreibe gern und Schreiben hilft mir, meine Gedanken zu sortieren und auf den Punkt zu bringen. Bloggen ermöglicht mir aber auch, etwas zu gestalten, es ist meine Form des Selbstausdrucks. Meine Fußspur in dieser Welt.

TrinasWelt begann als Abnehmtagebuch. Ich wollte mich, indem ich öffentlich darüber schreibe, dem Ziel, 20 kg abzunehmen, verpflichten. Daraus wurde ziemlich schnell eine Auseinandersetzung mit meinem Essverhalten und den Gründen des Übergewichts. Irgendwann war das Thema abgeschlossen, ich lebe mit meinen Pfunden und schreibe nun über die Themen, die mich grade beschäftigen.

Mein Blog über Norddeutschland begann ebenfalls als eine Art „Selbsttherapie“. Ich bin nie so richtig warm geworden mit dem Ort, an dem ich lebe, und finde zumindest diesen Teil Norddeutschlands etwas trist. Ich wollte immer die Welt sehen, viel reisen, vielleicht sogar auswandern. Überall erschien es mir schöner als zuhause. Mit dem Norddeutschlandblog wollte ich mich selbst motivieren, die Augen aufzumachen und die liebenswerten und interessanten Dinge in dem Teil der Welt, in dem ich groß geworden bin und heute lebe, bewusst wahrzunehmen. Auch dieser Blog erfüllt mittlerweile mehrere Zwecke, aber seit ich ihn habe, bin ich achtsamer geworden, erkunde meine Umgebung und entdecke tatsächlich viele schöne und lang vergessene Dinge. Ich vermisse die Großstadt nun deutlich weniger. Die Selbsttherapie wirkt.

Meine Söhne weisen mich oft darauf hin, dass ich dazu neige, zu dozieren. Und sie haben Recht. Wenn mich etwas interessiert, wenn ich mich in ein Thema verbissen habe, dann spreche ich leidenschaftlich gern darüber und nerve andere mit meinen Vorträgen. Hier, auf meinen Blogseiten, kann ich mich über „meine Themen“ auslassen, ohne die Beziehungen zu meinen liebsten Menschen zu gefährden. Ich kann meine Sicht der Dinge kundtun, kann  Fremdenführer sein und kundtun, wie ich die Welt erlebe. Meine Blogs ermöglichen mir, die „Lehrerin“ in mir zu leben.

Wo nun ist der Unterschied zwischen einem Blog und einem Tagebuch?

Meinen Blog schreibe ich mit dem Wissen, dass andere mitlesen. Vielleicht nur ein Mensch, vielleicht mehrere und über jeden Leser freue ich mich. Ich möchte den Menschen, die mitlesen oder gucken etwas geben, meine Gedanken mit ihnen teilen, zeigen, wie ich mit den Dingen umgehe (also wieder die „innere Lehrerin“) und deshalb versuche ich, sachlich und strukturiert zu schreiben. Ich schreibe dann nicht nur für mich, sondern auch für andere. In meinem Tagebuch leiste ich oftmals die Vorarbeit für den Blog. Da werden die Gedanken und Gefühle unzensiert und manchmal auch ohne Sinn und Verstand, impulsiv und hoch emotional einfach hingeschrieben. Hier im Blog findet man die Ergebnisse meines „Verarbeitungsprozesses“. Wenn etwas hier erscheint, dann habe ich es für mich innerlich bereits auf die „Reihe gekriegt“. Im Blog fasse ich es dann zusammen,  um es anschließend los zu lassen.

Ach ja, und letzte Woche habe ich noch einen Blog begonnen. Bei einem meiner Radtouren bin ich mit einem alten Mann ins Gespräch gekommen.  Er schreibt ellenlange Gedichte auf Plattdeutsch. Es fasziniert mich, wie dieser fast 90-jährige Mann seine Umgebung beobachtet und seine Beobachtungen in Reimgeschichten zusammen fasst und deshalb habe ich es übernommen, seine Geschichten ins Netz zu stellen. Ich finde, sie verdienen es, gelesen zu werden ( https://plattdeutschegeschichten.wordpress.com/ ).