Über laute und leise Gefühle


„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“ (Benjamin Franklin)

Ist euch mal aufgefallen, dass wir Wut, Angst, Eifersucht und Trauer viel intensiver spüren, als positive Gefühle wie Freude und Dankbarkeit? Als meine zickige Kollegin letzte Woche mal wieder ihre Giftpfeile in meine Richtung schoss, rumorte es noch bis in den Feierabend in mir. Und als neulich ein LKW-Fahrer ohne zu blinken nach links rüber zog, klopfte mein Herz noch Minuten hinterher.

Meine Freude über schöne Momente wird dagegen sofort vom Alltag aufgefressen und wenn du mich jetzt fragst, worüber ich mich gestern gefreut habe oder was ich schönes erlebt habe, muss ich erst mal nachdenken.

Vor vielen tausend Jahren waren negative Gefühle für unsere Vorfahren wichtiger als positive. Sie warnten vor Gefahren und setzten die Kräfte für Kampf oder Fliehen frei. Heutzutage ist es genau andersrum. Wir müssen nicht mehr mit Säbelzahntigern kämpfen, sondern mit Vorgesetzten und Kollegen, Behörden, Telekommunikationsunternehmen und überfüllten U-Bahnen und Straßen. Weglaufen nützt nichts  und unsere Kämpfe tragen wir mit Worten aus. Manche Leute auch mit dem Auto.

Immer öfter fällt mir auf, wie sehr ich und die Menschen um mich herum, ihre Aufmerksamkeit auf das Negative richten.

Als ich gestern Abend mit Freunden im Biergarten saß, erzählten wir uns erst einmal, wie schwer es war, einen Parkplatz zu kriegen und dass die schwüle Luft wirklich unerträglich ist, bevor wir uns über den schrecklichen Zustand dieser Welt und unsere Zipperlein unterhielten.

Meine Kollegin Marlene ist ein Profi darin, in allem, was passiert, ein Problem zu sehen. Wir kriegen eine Klimaanlage – in ihren Augen eine Katastrophe, verbraucht viel zu viel Energie, trocknet die Luft aus, ruft Atemwegserkrankungen hervor usw., aber die 40° bei denen wir an den Hundstagen schwitzen, sind ihr auch nicht recht, da jammert sie darüber, dass die Hose an den Beinen klebt und ihr Kreislauf kippt.

Was passiert wohl, wenn wir uns mehr mit unseren positiven Gefühlen beschäftigen? Unsere Aufmerksamkeit auf sie richten und sie bewusst wahrnehmen?

Studien mit Nonnen, die eigentlich in Zusammenhang mit Alzheimer durchgeführt wurden, kamen zu dem unerwarteten Ergebnis, dass Menschen, die eine positive Grundhaltung einnehmen, eine deutlich höhere Lebenserwartung haben, als Menschen, die sich eher auf die negativen Aspekte des Lebens konzentrierten. Mit anderen Worten, derjenige, der das Glas halbvoll sieht, lebt wahrscheinlich länger, als derjenige, der das Glas halbleer sieht.

Eigentlich logisch, er produziert wahrscheinlich deutlich weniger Stresshormone, die ja bekanntlich dick machen, Diabetes fördern, Magenprobleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen.

Andere Studien ergaben, dass das bewusste Wahrnehmen und Erleben von positiven Gefühlen unsere Fähigkeit mit Krisen umzugehen verbessert und zu mehr Lebenszufriedenheit führt.

Aber was sind denn überhaupt positive Gefühle? Welche kennt ihr?

Barbara L. Fredrickson , die der positiven Psychologie angehört, also der Psychologie, die u. a. forscht, was uns gesund hält, beschreibt 10 positive Gefühle. Diese treten eher leise auf und wir nehmen sie im Alltag oft gar nicht richtig wahr. Ihrer Meinung nach kann man aber lernen, auf diese Gefühle zu achten. Je öfter uns das gelingt, desto öfter werden wir positive Gefühle erfahren, denn wir werden bewusst oder unbewusst Positives suchen und schaffen.

Die 10 positiven Gefühle sind Freude, Dankbarkeit, Heiterkeit und Gelassenheit, Interesse, Hoffnung, Stolz, Vergnügen, Inspiration, Staunen und Liebe.

Wenn ihr mehr zu den positiven Emotionen lesen möchtet, findet ihr eine genauere Beschreibung hier: https://trinaswelt.com/10-positive-emotionen/

Liebe Grüße

Trina

19 Kommentare zu „Über laute und leise Gefühle

  1. Das geht mir ähnlich. Vor allem nehme ich die kleinen, schönen Dinge viel intensiver wahr. Wünsche dir eine schöne Woche :-), LG, Trina

  2. Ein toller Beitrag, den ich zu 100% unterschreiben kann. Je älter ich werde, desto mehr gelingt es mir, das Positive wahrzunehmen. Es geht mir viel besser dabei.
    Liebe Grüße
    Reni

  3. Die Bücher kenne ich noch nicht, aber ich werde sie mir auf jeden Fall anhören. Allein der Tites ist vielversprechend. 🙂 Liebe Grüße, Trina

  4. Das hast du sehr schön beschrieben. Eine positive Grundstimmung ist Voraussetzung dafür, dass wir uns wohlfühlen. Probleme und Krisen gehören zum Leben dazu, aber wie wir mit ihnen umgehen, ob wir in eine Opferhaltung fallen oder die Verantwortung übernehmen und die Dinge angehen, hängt von unserer Grundhaltung ab. LG , Trina

  5. Sehr schöner Beitrag, passt genau zu meiner derzeitigen Lektüre, die ich daher nur weiter empfehlen kann, wenn Du sie denn noch nicht kennst bzw. in die Richtung gern weiter inspirieren lassen möchtest: „Mindfuck“, „Die subtile Art, sich einen Dreck zu scheren“ und „It‘s all good“. Liebe Grüße, Kerstin

  6. Sehr schön geschrieben!
    Ich empfinde seit einigen Tagen viele positive Gefühle. Ich glaube, dass die Menschen und Themen, mit denen ich mich gerade beschäftige, dafür verantwortlich sind. Da herrscht so eine positive Gesamtstimmung und ich fühle mich angenommen, so wie ich bin. Außerdem probiere ich gerade Neues aus, vielleicht unterstützt auch der Reiz des Neuen die positiven Gefühle. Ich höre mehr auf meine innere Stimme, wenn mir z.B. nach Tanzen oder Singen zumute ist, dann tue ich das. Okay, nicht in der überfüllten Straßenbahn, aber es gibt genug Orte und Momente, wo man das tun kann.
    Wenn meine Kollegen mich fragen, meist schon mit Jammerstimme, ob die Arbeit noch Spaß macht, dann antworte ich immer fröhlich: Ja. Ich begründe das dann auch (selbst wenn es mal lästige Routine ist), denn die Arbeit macht mehr Spaß, wenn man sie nicht noch schlecht macht. Und Kollegen nehme ich den Jammerwind aus den Segeln. Die kommen auch schon viel seltener zum Abjammern vorbei.
    Ich glaube, eine insgesamt positivere Sicht auf die Dinge verbessert auch die Grundstimmung. Mir geht es seitdem auf jeden Fall besser und wenn es mir besser geht, bin ich auch aktiver und kann z.B. kraftvoller etwas Gutes für Andere und die Umwelt tun.
    LG, Idgie

  7. Wozu? Brauchst du einen Blog zum Lügen, und den anderen zum die Wahrheit sagen?
    Von dir lerne ich hier lediglich, wie Intelligenz und Sprachvermögen Heuchlerei fördern. Tut mir leid.

  8. Wie gut, dass wir alle über unterschiedliche Dinge schreiben. So können wir voneinander lernen, uns aneinander reiben, unsere Positionen klar machen. Ich hab aber auch schon überlegt, ob ich nicht einen Drittblog anlege, in dem ich darüber schreibe, was mich gerade so richtig annervt 🙂

  9. Vollkommen richtig. Trotzdem will ich gerne immer wieder in die Welt herausschrei(b)en, was ich an der Welt, die ich wahrnehme, scheiße finde. Deswegen werfe ich nicht Bomben. Im Gegenteil – ich bin überzeugter Pazifist.

  10. Wir leben nicht allein auf der Welt und nicht nur für uns. Unsere Welt ist voller Probleme und Konflikte, die auch unseren Alltag beeinflussen. Es ist für mich nicht erstrebenswert mich nur mit mir selbst und meinem eigenen Glück zu beschäftigen. Ich will auch mit der Welt um mich herum in Kontakt sein und mich den Problemen stellen. Trotzdem halte ich es für richtig, sich mit der eigenen Lebensführung und Entwicklung auseinander zu setzen und ein möglichst erfülltes und glückliches Leben im Privaten anzustreben. Das nämlich gibt wiederum Kraft und Stärke, um sich den Problemen zu stellen, die ich täglich auf der Straße,im Job, in der Zeitung und im Zusammenleben mit anderen erlebe.

  11. Entschuldige… Da wir inzwischen alle gebildet und aufgeklärt sind, finde ich die Devise „das eine schließt das andere nicht aus“ als zutreffend. Blöderweise sehe ich das in der Welt, wenn ich mich so umschaue, nicht verwirklicht. Wir befinden uns in Hinsicht Realitätswahrnehmung eher auf dem Rückschritt. Was ich sehr bedauerlich finde. Vor allem, wenn diese rückwärts gewandte Entwicklung intelligente und nette Menschen unterstützen.

  12. Das ist ein guter Ansatz. Ich denke allerdings, dass man viel mehr Stärke aus der bewussten Auseinandersetzung mit der Realität/Wahrheit generieren kann. Es geht dabei nicht unbedingt um die Verbesserung des Lebens bzw. der Welt, sondern mit einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Zuständen und seinem eigenen Menschsein.
    Ich persönlich lebe lieber mit einer unbequemen Wahrheit als mit einem konstruierten Lügen-Agglomerat, welches mir kurz- mittelfristig eine gute Welt vorspiegelt.
    Aber gut. Ich glaube nicht, dass du mich verstehst…
    Wir stellen uns zu wenig unseren Ängsten. Darum haben die Heilsversprecher leichtes Spiel.

  13. Du hast Recht. Auf der Welt geschehen positive und negative Dinge und es wäre ein großer Fehler, die negativen Dinge zu leugnen oder sich eine Scheinwelt zu suggerieren. Damit würden wir uns die Möglichkeit nehmen, die negativen Dinge zu ändern. Mir geht es darum, neben den negativen Dingen auch das positive wahrzunehmen und zu stärken, denn das gibt uns die Kraft, mit den negativen Dingen umzugehen oder sie auszuhalten. LG Trina

  14. allerdings braucht es unter umständen die großen glücksfälle, um die vielen kleinen glücklichen umstände genießen zu können.

    eine positive grundhaltung sei jedem unbenommen, wie auch eine negative sicht auf die welt.
    ich versuche mich an der realität zu orientieren. in der realität geschehen positive wie negative dinge. das eine wie das andere zu leugnen, halte ich für dumm. vielleicht leben dumme oder ignorante menschen länger, aber das ist mir schnurz. ich muss ein leben finden, das zu meiner wahrnehmung der welt passt. und nicht umgekehrt – also mir eine welt zurechtzuzimmern, die meinen wünschen entspräche.

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