Trinas Alltagswelt von A – Z: P wie Pflichten
Pflichten sind Dinge, die ich tun muss, weil der Gesetzgeber, mein Arbeitsvertrag, die Gemeindeordnung und die Satzung meines Sportvereins das so vorschreiben. Wenn ich meinen Pflichten nicht nachkomme, kann das Konsequenzen haben. Die durch Gesetze festgelegten Pflichten dienen dazu, dass alles ordentlich und vorhersehbar seinen Gang geht und die Gemeinschaft funktioniert. Trotzdem sträubt sich manchmal alles in mir, diesen Pflichten nachzukommen. Warum soll ich meine Steuererklärung bis zum 31.05. machen? Warum muss ich Wildkräuter aus dem Rinnstein entfernen? Sie stören mich doch nicht! Und warum haben wir auf der Arbeit immer noch keine Gleitzeit? Wäre doch durchaus möglich, wenn man ein bisschen umorganisiert.
Da ich ein relativ pflichtbewusster Mensch bin, komme ich meinen Bürgerpflichten zähneknirschend, und manchmal leicht verspätet nach. Ich verstehe, dass es so sein muss, aber manchmal fühle ich mich durch sie in meiner Selbstentfaltung behindert. Das ist der rebellische Teenager in mir. Der ist allerdings erst im Erwachsenenalter zutage getreten.
Als Kind und Jugendlich habe ich Eiskunstlauf gemacht. Da gibt es eine Pflicht und eine Kür. Obwohl ich die Pflicht eigentlich nicht mochte, hat sie mir bei Wettbewerben sehr geholfen. Da ich ein schüchternes Kind war, fiel es mir schwer, bei der Kür aus mir herauszugehen und zu zeigen, was ich kann. Bei der Pflicht hingegen wusste ich genau, was von mir erwartet wird und das gab mir Sicherheit. Bei der Pflicht gab es auch kaum Zuschauer, das erleichterte mir die Sache ungemein und so schaffte ich es trotz mäßig temperamentvoller Kür doch immer auf die vorderen Plätze.
Anders als früher liebe ich heute die Kür. Auf der Arbeit erfülle ich die Vorgaben meines Arbeitsvertrages, aber am liebsten mag ich die kreativen Anteile meiner Arbeit, neue Ideen und Vorgehensweisen entwickeln und Ideen zu präsentieren. Meine Kollegin ist da ganz anders. Sie ist nie auch nur eine Minute zu spät, ihre Dokumentation und Berichte sind stets pünktlich und korrekt geschrieben, ihr Schreibtisch penibel aufgeräumt und sie vergisst nie einen Termin. Sie erledigt zuerst ihre Pflichten, egal, ob sie Lust dazu hat oder nicht. Ich beneide sie manchmal, denn ich verliere mich oft in einem Projekt oder einer Idee und dann kommt es mir erst kurz vor Feierabend in den Sinn, dass ich bestimmte Sachen noch an diesem Tag noch erledigt haben muss. Dann zwingt mich mein Pflichtgefühl, länger auf der Arbeit zu bleiben und die Sache noch zu erledigen. Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein ergänzen sich wunderbar, das zeigt mir Karins Beispiel immer wieder. Da wir zu enger Zusammenarbeit gezwungen sind, gibt es allerdings immer mal wieder Reibereien zwischen uns, aber das ist ein anderes Thema.
Hausarbeit empfinde ich wie wohl die meisten Menschen als lästige Pflicht, die ich nur allzu gern vor mir herschiebe. Dabei weiß ich, dass sie notwendig sind, damit um mich herum nicht alles im Chaos versinkt. Nichts ist schlimmer, als Montagmorgen vorm Kleiderschrank zu stehen und alle Blusen sind entweder in der Wäsche oder müssen noch gebügelt werden. Dann festzustellen, dass der Thermosbecher noch ungespült im Auto liegt und zu allem Überfluss noch ein Besuch an der Tanke ansteht, bevor ich Richtung Autobahn starten kann. Ich spreche da aus Erfahrung, denn trotz eines gewissen Pflichtverständnisses fehlt mir leider viel zu oft die Selbstdisziplin und die Bequemlichkeit siegt.
Ich wünsche Euch einen guten Start in die Woche!
Ja, Pflichten können ja immer so und so wahrgenommen werden. Das haben bereits die Vorkommentatoren aufgeführt. Entscheidend ist vielleicht der Bereich. Das kann ich ganz gut immer am Nachwuchs feststellen, der sich gern auf seine Rechte beruft. Doch wenn dann die Frage auftaucht, ob ich denn Essen machen könne, dann kann es schon mal vorkommen, dass ich auf meinem Recht beharre (mein Kind muss natürlich nicht hungern und wird such sonst nicht gequält, dies sei für die „Sittenwächter“ pflichtbewusst erwähnt).
Meine Eltern haben gern immer von der Arbeit vor dem Vergnügen geredet und wenn es so betrachtet, macht einem die Arbeit/Pflicht nicht so viel aus. Denn wenn ich mich erst vergnüge/küre, dann fehlt für die andere Seite der Medaille die Motivation. Und auch das kann man an Kindern sehr gut sehen. Und zunehmend auch an erwachsenen Kindern. Liebe Grüße, Kerstin
Danke, eine entspannte und glückliche Woche wünsche ich dir auch. Geniesse die Kür, ich werde zusehen, die Pflicht schnell hinter mich zu bringen und viel Zeit für das Schöne zu schaffen. Liebe Grüsse, Trina
Mir geht es so ähnlich wie dir. Seitdem ich aufgrund meiner Krankheit nur mehr Teilzeit arbeite, bin ich eine glühende Liebhaberin der Kür geworden. 😉 Vor allem in der Arbeit nehme ich die Dinge weitaus lockerer als zuvor, und lass auch mal Fünfe grade sein. 😉
Ich wünsche dir auch eine gute und möglichst entspannte Woche.
man muss unterscheiden zwischen den pflichten, in die man aufgrund beruf, familie oder staatsangehörigkeit eingebunden ist und den pflichten, die man sich selbst im persönlichen bereich aufbürdet wie hausarbeit oder einkaufen gehen. bei ersteren macht man sich nicht nur selbst druck. der gruppendruck und der finanzielle druck sind maßgebend. man kann gar nicht anders, weil man sonst krasse nachteile in kauf nehmen muss… beim lebensstandard und der akzeptanz durch die gemeinschaft. je nachdem, wie sehr man sich mit der „gruppe“respektive gemeinschaft/gesellschaft identifiziert kann man diesem druck besser oder schlechter umgehen.
im persönlichen bereich kommt es vor allem auf das selbstbild an, welches wir von uns haben. jeder mensch hat einen anderen charakter, und so lebt der eine gern legerer, so weit er das kann, und der andere braucht auch im persönlichen bereich ein hohes maß an ordnung und disziplin, um sich wohl zu fühlen. das ist aber der bereich, wo wir selbst etwas ändern können…, wärhrend wir den pflichten durch staat und erwerbsarbeit ausgeliefert sind. außer wir leben konsequent anarchistisch oder sind finanziell total unabhängig. aber selbst dann entgehen wir nicht dem von der gesellschaft erzeugten gruppendruck. aber vielleicht als einsiedler an einem geheimen ort… da wären wir dann entbunden von jeglichen pflichten außerhalb der erfüllung unserer grundbedürfnisse.
Da muss ich Dir zustimmen. Es ist wichtig, Verrohung und Entwicklungen, die uns schaden, entgegenzusteuern
Ja, aber ich spreche nicht von Mode. Wer Trends in der Gesellschaft nicht erkennt, kann weder fördern noch korrigieren. Die Folge ist eine verrohende Entwicklung. So, wie es grad passiert.
Ah, was bedeuten schon Trends? Sie werden oft nur durch die Beachtung genährt, die man ihnen schenkt. Nicht jeder Trend verdient Aufmerksamkeit und niemand ist verpflichtet, sich einem Trend anzuschließen, nicht wahr?
Das wäre schön, ist aber nicht trendy.
Letztendlich können wir nur uns selbst ändern bzw. uns (auch) als Teil einer Gemeinschaft verstehen und entsprechend zu handeln.
Das ist mir zulange her und den Schuh ziehe ich mir nicht mehr an.
Das mit dem Nehmen und den daraus entstehenden Pflichten interessiert heute niemand mehr. Der Egoismus hat das alles aufgezehrt.
Pflicht und Pflichtbewusstsein sind in meinem Sprachempfinden eher negativ besetzt, erinnern an die Menschen, die Greueltaten mit der Begründung, „nur ihre Pflicht getan zu haben“ rechtfertigen. Pflichten geben aber tatsächlich Struktur und Richtung vor, was notwendig ist, um einigermaßen friedlich miteinander leben zu können, aber auch, um eine Gegenseitigkeit zu erreichen – wer nimmt, ist verpflichtet, dafür etwas zu geben.
Es ist manchmal ein leidiges Muss, aber es hilft, etwas Struktur zu haben. Leider werden Rechte viel eher wahrgenommen als Pflichten. Heutzutage.
Da hast Du vollkommen Recht!
Ohne Pflichten wäre das Leben in einer Gesellschaft kaum möglich.