Schluss mit Abnehmen und Glücksmoment 3

Das Leben ohne Waage tut mir gut. Ich weiß nicht, ob ich ab- oder zugenommen habe, aber alle Hosen und Blusen passen noch wie immer.  Manchmal glaube ich sogar, dass sie ein bisschen lockerer sitzen.

Bis vor ein paar Wochen habe ich mich jeden Freitag gewogen. Das Gewicht in eine Tabelle eingetragen, sodass ich gut sehen konnte, wie die Kurve zwei bis drei Wochen runter ging, dann wieder rauf, dann wieder runter usw. usw. Aber, insgesamt hat sich seit dem vergangenen Jahr, als ich diesen Blog begann, nur wenig getan. Zwei Kilo habe ich abgenommen. Immerhin!

Meine Gedanken aber sind  ständig um Essen und Abnehmen gekreist. Ständig plagte mich das schlechte Gewissen. Hatte ich an einem Tag viel Schokolade gegessen, überlegte ich noch während des Essens, wie ich das wieder gut machen könnte. Hatte ich wirklich eine Woche gesund, fettarm und zuckerfrei gelebt, stieg ich freitags erwartungsvoll auf die Waage, nur um tief enttäuscht und frustriert unter die Dusche zu gehen, weil trotz allem mein Gewicht wieder hochgegangen war.

Merkwürdigerweise habe ich über Weihnachten noch nie zugenommen. Über Weihnachten habe ich immer Urlaub, meine Söhne kommen nach Hause, mein Lebensgefährte kocht, wir machen während dieser Tage nichts als Essen, Filme gucken, lesen, schlafen, dösen, quatschen. Ich liebe diese Zeit und achte dann auch überhaupt nicht darauf, wie viel Schokolade und Plätzchen ich futtere, alles ist erlaubt, und ich nehme nicht zu. Merkwürdig, nicht wahr?

Ich habe meine Blutwerte, meine Schilddrüsenfunktion und meinen Hormonstatus überprüfen lassen. Alles ist in Ordnung. Aber ich nehme nicht ab. Offensichtlich will mein Körper will dieses Gewicht unbedingt behalten und ich habe mich jetzt entschieden, ihm nachzugeben. Vielleicht erfüllt mein Fett ja einen Zweck, der sich mir nicht erschließen will.

Ich höre auf mit dem Abnehmen-wollen. Ich esse, wonach mir ist. Alle Gedanken an Kalorien- und Fettgehalt, alles Wissen darüber, wie ungesund Zucker ist und wie gesunde Ernährung sein sollte, nehme ich zwar wahr, aber ich gehe nicht weiter darauf  ein, sondern wende mich gedanklich  anderen Themen zu.

Bislang habe ich in meinem Selbstbild immer an dem der schlanken Frau aus der Vergangenheit festgehalten. Beim Einkaufen habe ich sorgfältig darauf geachtet, nur Teile zu finden, die kaschieren, kaschieren und noch mal kaschieren. Ich habe auch nur dann Kleidung gekauft, wenn es unbedingt nötig war, und dabei habe ich beim Blick in den Spiegel dann konsequent darauf geachtet, dass sie „vorteilhaft“ für meine Figur sind. Glaubt mir, mein Kleiderschrank ist voll von Teilen, die ich eigentlich gar nicht mag. 

Letztendlich habe ich mich bis heute nicht so akzeptiert, wie ich bin, sondern habe, wo immer möglich, die Veränderungen in, oder besser an, meinem Körper verdrängt. Habe es vermieden, mich fotografieren zu lassen und  beim Blick in den Spiegel habe ich nur darauf geachtet, ob alles „ordentlich“ ist.

Nun gebe ich auf, lasse los. Beginne langsam, meinen Körper so zu sehen, wie er ist und mir für die Speckrollen, den vorstehenden Bauch und das kleine Doppelkinn keine Vorwürfe mehr zu machen. Ich beginne, meinen veränderten, rundlichen Körper in mein Selbstbild zu integrieren.

Glücksmoment 3: Mich schön zu kleiden

Etwas anzuhaben, das mir richtig gut gefällt. Farben zu tragen, die ich mag, Materialien, die ich gern anfasse und auf der Haut habe. Mich zu schmücken mit meiner Kleidung und mich einfach darüber zu freuen, so etwas Schönes zu haben.

Das hatte ich nämlich schon fast vergessen, wie gut sich das anfühlt (siehe oben). Aber gestern war ich shoppen, alles Größe XL+, aber es sieht echt super toll aus: Hose mit Schlangenhaut ähnlichem Druck, lachsfarbenes Shirt, das an ganz vielen Stellen gerafft ist und einen schön tiefen Ausschnitt hat, eine Kette und eine pinkfarbene Handtasche dazu … echt ein Hingucker 🙂

9 Kommentare zu „Schluss mit Abnehmen und Glücksmoment 3

  1. Hi Trina, sorry komme noch nicht so ganz mit dem Antworten/Kommentieren usw. zu Recht. Mein Blog heißt: „Nicht quatschen–Machen“…LG Claudi (jetzt lese ich mal Deinen neuen Blog)

  2. Ich kann dir nur zustimmen, ich glaube das Thema hatten wir so oder in ähnlicher Form schon mal glaube ich gell?
    Man muss loslassen können, auch die Kilos.
    Wenns nicht geht, dann hat das einen Grund.

    Danke, wir haben heute abend noch die Reste vergrillt…das immer was übrig bleiben msus ggggg

  3. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass Stress für einen großen Teil des Fetts verantwortlich ist, insbesondere emotionaler Stress. Dieses ständige Kontrollieren, was, wie viel, wann und warum man isst, kann auf Dauer nicht gut sein, ist eigentlich schon Stress an sich. Wenn man abnehmen möchte oder aus gesundheitlichen Gründen muss, ist es anfangs natürlich notwendig, aber als Dauerlebensstil kaum zu ertragen.
    Wünsche Dir einen schönen Sonntag – und Eure Grillfotos sahen echt toll aus.

  4. Einfach klasse erkannt und super beschrieben! Meine Hochachtung! Ich habe mich sehr in deinem Text wiedergefunden – besonders bei dem Bereich über die Zeit, wo ich ebenfalls innerlich noch für so schlank halte, wie ich früher war. Aber du hast recht – für irgendwas muss das Fett gut sein, sonst wäre es nicht da. Vielleicht erfahren wir ja mal, wofür.
    Ich finde es toll, wie du das jetzt angehst und es macht mir Mut, diesen Weg auch weiter zu gehen. Angefangen habe ich ihn schon oft, aber genauso oft wieder aufgegeben.
    Viel Glück 🙂

  5. Merkwürdig ist das nicht dass du über die Feiertage nie zunimmst.
    Dir geht’s so gut, machst dir keine GEdanken ob und was du essen sollst und lebst einfach.
    Und das ist das Geheimnis, so denke ich!

    Ich hab mich ein Jahr lang täglich auf die Waage gestellt, im Moment stell ich mich gar nicht drauf.
    Und mir geht’s auch gut!
    Schöne Sachen hast du da offensichtlich erstanden!

  6. Hallo Trina59, auf einem ähnlichen Weg bin ich gerade auch. Ich kann nur meine Unterschrift unter Deinen Text setzen. Mir ging/geht es genauso wie Dir. Liebe Grüße Claudi

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