Wenn mir eine Situation nicht gefällt, habe ich die Wahl, sie zu ändern oder sie zu akzeptieren. Entscheide ich mich, sie zu ändern und werde aktiv, dann geht es mir meist gleich viel besser. Ich bin aktiv, ich tue etwas und ich fühle mich nicht mehr ausgeliefert. Manchmal sehe ich das Problem auch als Herausforderung, als etwas, an dem ich meine Kräfte messen kann.
Wenn ich das Ganze aus welchen Gründen auch immer nicht lösen kann, dann liegt es an mir, ob ich meine Gedanken weiterhin um dieses Problem kreisen lasse, oder lerne, die Situation zu akzeptieren und mit ihr zu leben. Dann werde ich frei, loszulassen und mich wieder anderen Dingen zuzuwenden.
Es ist nicht schwer, dies mit dem Verstand zu erfassen. Es zu leben, ist ein anderes Thema.
Auch ich mache mir immer mal wieder Probleme. Vor vielen Jahren habe ich die Entscheidung getroffen, mit meinem neuen Lebensgefährten ein Haus zu kaufen und aufs Land zu ziehen. Unser Leben hat sich danach nicht so entwickelt, wie ich es mir erhofft hatte. Manchmal lehne ich mich dagegen auf, durchlebe Phasen, in denen ich mit dem Schicksal hadere. Dann beklage ich die Tatsache, dass ich an das Haus und an diesen Ort gebunden bin, an dem ich mich auch nach 10 Jahren noch fremd fühle. Dann jammere ich darüber, nie genug Zeit für mich zu haben, und ich beneide die Menschen, die gut verdienende Partner haben und mit einer halben Stelle auskommen, statt wie ich 11 oder 12 Stunden außer Haus zu sein, weil ich die Hauptverdienerin bin.
Ich fühle mich unglücklich und meine Gedanken kreisen immer wieder darum, wie ich nur diese Fehlentscheidung treffen konnte, aufs Land zu ziehen. Je mehr ich grüble, desto größer erscheint mir mein Unglück und ich ertrinke fast in Selbstmitleid. Und nein, dieser Zustand ist nicht mit Wechseljahren zu erklären.
Ich lehne mich einfach nur gegen einige Aspekte meiner Lebenssituation auf, die ich gern anders hätte, aber nicht ändern kann. Ich mache mir Probleme.
Warum tue ich das?
Nun, vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass ich älter werde und merke, dass die Zeit knapper wird. Vielleicht auch, weil ich mir manchmal wünsche, die Verantwortung für mein Leben abgeben zu können. Es liegt ja an mir, das Beste aus meinem Leben zu machen. Dafür zu sorgen, dass meine Bedürfnisse so weit wie möglich erfüllt werden. Ich habe es selbst in der Hand, ob ich das Positive sehe und mich daran erfreue. Es ist meine Entscheidung, ob ich eine Situation ändere, die sich nicht mehr gut anfühlt. Aber das ist anstrengend, und da ist es dann manchmal einfacher, über Probleme zu klagen, als aktiv zu werden und die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. Irgendwann bin ich dieser Phase des Selbstmitleids und Nichtstun überdrüssig und sehe wieder klar. Erfreue mich an all dem Schönen, das das Landleben mit sich bringt. Bin dankbar für all das Gute in meinem Leben. Bis zum nächsten Problem….
Danke, liebe Clara. Ich denke, dass all diese Probleme und der Umgang damit zum Menschsein gehören. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass auch andere Menschen mit ihren „Situationen“ zu tun haben. Man fühlt sich dann weniger einmalig mit seinem Kummer, dafür aber mehr verbunden mit dem Rest der Welt 🙂
Ach Trina, mitten aus dem Leben berichtet. Jedes Wort könnte ich (in anderer Beziehung natürlich) unterschreiben, denn sehr oft sind ja andere an meinem Problem beteiligt, so dass ich bestenfalls nur meine Sicht darauf verändern kann und mich abfinden.
Der (neidvolle) Blick auf andere bringt wohl nicht wirklich was.
…. dann könnten wir alle in Frieden leben 🙂 Aber wir üben und arbeiten daran, aber vor allem das einfach Gehen finde ich sehr schwierig. Wir sind ja nicht allein auf der Welt.
Ich hab mal in ´nem Seminar gelernt: „Ertragen, verändern oder gehen.“ Wenn das nur so einfach wäre…