Stimmungsschwankungen

Seit einiger Zeit schon habe ich  Stimmungsschwankungen.

Das sind Phasen, in denen mir mein Leben misslungen und missraten erscheint. Nichts, aber auch rein gar nichts ist dann in Ordnung. Mein Mann, mein Wohnort, meine Kinder, meine Arbeit, mein Haus, mein Garten, mein Kontostand, mein Bekanntenkreis – nichts und niemand ist an diesen Tagen so, wie ich es gern hätte. Ich fühle mich vom Leben betrogen und vom Schicksal gebeutelt.

Alles, was mir in solchen Phasen in den Sinn kommt, sind die Wünsche, Träume und Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben. All das Gute in meinem Leben zählt nicht.  An diesen Tagen leide ich, bin traurig, unglücklich, weinerlich und manchmal auch wütend und aggressiv.

Dann, nach einigen Tagen, scheint sich ein Schleier von meinem Gemüt zu heben und die Welt erstrahlt wieder in ihrem vollen Glanz.

Das Leben meint es gut mit mir, ich lebe an einem idyllischen  Ort, habe einen interessanten Job, einen verlässlichen Lebensgefährten, gut geratene Kinder, wunderbare Freunde und das Leben ist schön. Ich stecke voller Ideen und Tatendrang. Freue mich darüber, meine Kreativität im Garten und im Haus ausleben zu können, genieße die Ruhe auf dem Land, das Grün um mich herum. Das Leben ist schön!

Mein Arzt führt die Stimmungsschwankungen auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurück. Sehr viel stärker ausgeprägt, als jedes prämenstruelles Syndrom. Sicherlich hat er Recht. Gleichzeitig sind die Dinge, die mir an meinen schlechten Tagen durch den Kopf gehen, nicht frei erfunden.

Es gibt  nicht erfüllte Wünsche, Träume und Hoffnungen in meinem Leben. Der Alltag besteht überwiegend aus Gewohnheiten und  Verpflichtungen.

Es ist die Erkenntnis, dass sich manche Dinge nicht mehr großartig ändern werden, die mich herabstimmt.

Ich werde die Welt nicht mehr verändern, keine wesentlichen Beiträge zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit leisten. Ich bin ein Durchschnittsbürger geworden, ein kleiner Punkt in der grauen Masse. Meine Verpflichtungen bleiben bestehen.

Schon während ich dies schreibe, merke ich, wie sich mein Stimmungsbarometer nach unten bewegt.

Und das will ich nicht!

Auch wenn ich mich von einigen alten Träumen verabschiede, bedeutet dies doch nicht, dass ich künftig desillusioniert und ohne Hoffnung leben muss!

Nein, es ist  an der Zeit, neue Träume zu entwickeln und mir neue Ziele zu setzen. Gleichzeitig zu lernen, all das Gute zu schätzen und zu genießen, statt nach dem zu schielen, was zurzeit unerreichbar ist.

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