Letzte Woche

Die letzte Woche war keine gute Woche.

Der Montag begann mit einem langen Stau und einer Verspätung von über einer Stunde. Kaum angekommen, verließ unsere Sekretärin das Büro. Ihr Sohn hatte sich im Kindergarten das Bein gebrochen. Den Rest der Woche blieb unser Empfang unbesetzt, denn ihre Kollegin war im Urlaub.

Die Post brachte kurz darauf die Krankschreibung unserer Verwaltungskraft. Diese wird für mindestens acht Wochen ausfallen, da sie einen Bandscheibenvorfall hat.

Danach verlief der Tag normal bis kurz vor Dienstschluss eine unserer Psychologin mit Tränen in den Augen vor meinem Schreibtisch stand. Sie hatte soeben den Anruf erhalten, dass einer unserer Patienten bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war.

Betroffenheit, Sprachlosigkeit, Tränen. Wir kennen unsere Patienten gut und begleiten sie oft über viele Monate. Der Arbeitstag endete mit diesem Anruf.

Der Dienstag begann mit Beschimpfungen. Eine Frau, die ich wegen mangelnder Krankheitseinsicht nicht aufgenommen hatte, rief an und gab mir mit übelsten Worten die alleinige Schuld an ihrer gescheiterten Existenz. Ich fühlte mich in meiner Einschätzung bestätigt, aber teilte ihr dies nicht  mit.

Gleich danach Teamsitzung. Wie teilen wir unseren teils noch instabilen Patienten mit, dass jemand, den sie kannten, gestorben ist? Krisenpläne machen, Aufgaben verteilen, Normalität schaffen und doch Trauer und Wut zulassen.

Tränen und Fassungslosigkeit bei unseren Patienten.  Der junge Mann war beliebt gewesen, er gehörte zu den Menschen, die andere zum Lachen bringen, während sie  eigene Probleme mit sich selbst ausmachen. Kein normaler Tag in der Einrichtung.

Um 16.00 Uhr folgte für mich ein Termin mit Kostenträgern und Vertretern anderer Träger. Vorträge, Referate, Sachlichkeit. Anschließend gemeinsames Abendessen mit unserem Vorstand in einem feinen Restaurant. Ich wollte nur mein Bett, aber das sah ich spät an diesem Abend.

Nach einer kurzen, unruhigen Nach begann der Mittwoch begann mit Regen und Stau und einem vollen Postfach mit Rückrufbitten. Die Stimmung blieb gedrückt, aber der Alltag zog wieder ein. Der Tag endete mit einem Mitarbeitergespräch, das nicht gut verlief.

Auf dem Rückweg mehr Stau. Mein Lebensgefährte angesäuert, weil ich schon wieder spät zu Hause war.

Donnerstag wachte ich mit Halsschmerzen auf, die ich ignorierte. Auf der Planungskonferenz Ärger wegen der Raumverteilung, gleich danach die wöchentliche Teamsitzung. Am Freitag waren die Halsschmerzen nicht besser. Ich verkroch mich ins Büro, um eine interne Mitarbeiterfortbildung vorzubereiten. Arbeitete in höchster Konzentration als plötzlich das Telefon klingelte. Wo ich denn sei, fragte mich unser Geschäftsführer, ob ich vergessen hätte, dass wir noch mal über …. sprechen müssten.

Nach der Besprechung bin ich gegangen. Bin nach Hause gefahren. Habe einen großen Topf Spaghetti Bolognese gekocht, eine Flasche Rotwein aufgemacht und bin dann vorm Fernseher eingeschlafen.

 

3 Kommentare zu „Letzte Woche

  1. Ja, und ich genieße es aus ganzem Herzen, jetzt Wochenende zu haben. Werde einen langen Spaziergang mit meiner Süßen (Terrier-Schnauzer-Mix) machen

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