Alltagssplitter: Zurück ins Hamsterrad

Montag:

2. Tag der Rückreise. Von Südnorwegen durch Schweden und Dänemark. Gegen Mitternacht zuhause.

Dienstag:

Der letzte Urlaubstag und der erste Tag zuhause. Auto leer räumen, Koffer auspacken. Drei Maschinen Wäsche, Einkaufen, Haus lüften, Post sichten,  schnell die wichtigsten Menschen besuchen und mich fürs Haus hüten bedanken. So richtig angekommen bin ich noch nicht.

Mittwoch:

„Wir warten im Konferenzraum auf Sie!“. Es ist die erste Email, die ich nach meinem Urlaub lese. Schnell blicke ich in den Kalender, und, tatsächlich, für 08.30 ist eine Besprechung geplant. Jetzt ist es 08.38. Es ist Zeit, aus der Tiefenentspannung zurück in den Alltag zu kehren. Aber immerhin habe ich jeden im Team begrüßt und ein paar Worte gewechselt.

Alles wie immer, nichts passiert, der ganz normale Alltag. Wie konnte ich nur denken, dass sich jemand für meine Urlaubsfotos interessiert?

Ein Anruf aus der Personalabteilung, als ich gerade den Rechner runterfahre: „Die Bewerberin ist jetzt da.“ Ich bin begeistert und hätte mich gefreut, wenn ich vorher gewusst hätte, dass noch ein Vorstellungsgespräch ansteht. Ich weiß nicht mal, um welche Position es geht. Egal, ich werde es ja rauskriegen und die Bewerberin erweist sich als aufgeschlossene, kompetente und überaus sympathische junge Frau. Ergotherapeutin.

Donnerstag:

Heute gelingt es mir, meinen guten Vorsatz umzusetzen und halbwegs pünktlich nach Haus zu fahren. Morgen soll es regnen und während des Urlaubs ist aus unserem Rasen eine Wiese mit kniehohem Gras geworden. Fast zwei Stunden brauche ich, bis ich mich da durchgearbeitet habe.

Freitag:

Es regnet. Es ist Freitag. Wochenende!

Ich schaffe es tatsächlich, drei Punkte von meiner Prioritätenliste abzuarbeiten und habe das Gefühl, viel geschafft zu haben. Nachmittags erwartet mich ein weiteres Vorstellungsgespräch, dreißig Minuten vor Ende meiner regulären Arbeitszeit. Der Bewerber erweist sich als langatmig, ausschweifend und detailverliebt. Wahrscheinlich will er uns mit seinen Schilderungen beeindrucken. Auf mich wirkt er müde und ein wenig verzweifelt, dem Lebenslauf entnehme ich, dass er die letzten zwei Jahre als psychologischer Berater selbständig war, mit anderen Worten,  er war arbeitslos und braucht diesen Job dringend.

Eine Stunde später als geplant stehe ich im Stau auf den Elbbrücken. Gegen 18.00 Uhr bin ich endlich zuhause, immerhin habe ich unterwegs schon die Lebensmittel eingekauft. Das Wochenende kann beginnen.

Samstag:

Warum nur war ich so blöd, vor dem Urlaub einen Termin um 09.00 Uhr bei der Fußpflege zu vereinbaren? Ich hätte so gern ausgeschlafen. Die Umstellung von 8 Stunden Schlaf im Urlaub auf knapp 6 Stunden im Alltag fällt mir schwer. Ich fühle mich wie gerädert.

Mein Großneffe wird heute konfirmiert. Es regnet immer noch, deshalb sind wir Corona bedingt vom Gottesdienst ausgeschlossen. Statt im Pfarrgarten findet er nun in drinnen statt. Um 13.00 Uhr hole ich meinen großen Sohn vom Bahnhof ab, er zieht sich bei uns um, dann fahre ich ihn zur Kirche. Als Pate hat er Zutrittsrecht.

Danach schnell nach Hause, bügeln, mich selbst ein bisschen fein machen Muttern abholen und dann geht’s weiter zur Konfirmationsparty. Der Konfirmand hat heute grüne Haare und trägt einen Anzug. Er kann es kaum erwarten, dass er alle Gäste begrüßt hat. Danach darf er seinen Anzug gegen Alltagskleidung tauschen.

Sonntag: 10 Stunden durchgeschlafen. Ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Sonntag. Ruhetag. Ein bisschen leben wie im Urlaub.

Mutmacher: Sei, wie du bist

Nur, wenn du dich zeigst, wie du bist, kannst du auch gemocht und geliebt werden, wie du bist. Die Menschen um dich herum sehen meist nur das, was du ihnen zeigst. Wenn das nicht echt ist oder du vieles verbirgst, wirst du nie das Gefühl haben, als ganzer Mensch akzeptiert und geliebt zu werden. Du gerätst in einen Teufelskreis, denn um die Zuwendung, die du bekommst, zu erhalten, wirst du dich immer wieder so geben, wie die anderen dich vermeintlich haben wollen.

Es sind nicht die anderen, die dir ihre Liebe vorenthalten, sondern du selbst sorgst für den Mangel. Es ist das, was du tust, um geliebt und akzeptiert zu werden, das dir letztendlich echte Akzeptanz und Liebe vorenthält.

abc.etüden – das erste Mal

Schon lange habe ich damit geliebäugelt, bei den Schreibetüden mitzumachen. Ihr findet alles darüber auf Christianes Blog https://365tageasatzaday.wordpress.com/category/texte-skizzen-schreibprojekte/abc-etueden-schreibeinladung/ und ich hatte viel Spaß bei diesem ersten Versuch. Danke an Christiane und dem Wortspender für diese Anregung!

Folgende Wörter mussten diesmal in eine Geschichte, die nicht mehr als 300 Wörter umfassen darf, eingebaut werden: Landvermesser, undankbar, aussetzen

Hier nun mein Text:

Das erste Date

Leahs Herz klopfte. Heute würde sie Matthias nach wochenlangen Chatten auf der Singleplattform zum ersten Mal treffen. Ihr Blick fiel auf einen Mann, der allein am Tisch saß. Gut sah er aus.

„Hallo, ich bin Leah.“ Der Mann blickte kaum auf. „Darf ich mich setzen?“ Der Kerl brummte etwas, das sich wie Ja anhörte. „Du bist doch Matthias, oder?“ „Wenn du meinst“, erwiderte er.

„Du bist also Landvermesser“, versuchte Leah ihn ins Gespräch zu verwickeln. „Wie kommen Sie denn darauf?“ „Nun, das stand in deinem Profil“, entgegnete eine nun verwirrte Leah. Jetzt blickte der Mann sie endlich an. „In meinem Profil?“, grinste er. „Profil wie auf DateDarling oder so?“ Leah spürte, wie sie rot wurde und ihr Herz einen Schlag aussetzte. Hatte sie sich zu dem Falschen gesetzt? Sie blickte sich um, aber nur ein missmutig blickender, grauhaariger Mann saß noch allein da.

Sie entschied sich, sein süffisantes Grienen zu ignorieren. „Schön, dich persönlich zu treffen. Und danke für die Einladung.“ „Wer hat denn was von Einladung gesagt?“

Mistkerl, dachte Leah, ich gefalle ihm nicht und er will mich loswerden. Aber so leicht mache ich ihm das nicht. Sie griff nach der Speisekarte. „Ich zahle.“ Sie lächelte ihn an.

„Ich nehme die Muscheln als Vorspeise, dann Lammkoteletts und danach ein Tiramisu. Dazu einen Chianti. Und du?“ Nun war er derjenige, der verwirrt blickte.  „Das gleiche“  Während sie aufs Essen warteten, entspann sich eine Unterhaltung zwischen ihnen, die vom Wetter über Essensvorlieben zu ihrer Liebe zum Wandern und schließlich zu gemeinsamen Lachen führte.

Bevor Leah an diesem Abend das Licht ausknipste, dachte sie kurz an den griesgrämigen Mann am anderen Tisch. „Undankbare Weiber, … nicht wert …“  hatte sie ihn murmeln hören, als er an ihrem Tisch vorbeiging, und Leah war dankbar, an ihrem Tisch geblieben zu sein..